Weidegras ist das günstigste Futtermittel für Wiederkäuer und deshalb gerade in Zeiten hohen Preisdrucks eine Möglichkeit, die Futterkosten zu senken. Der rechtzeitige Weideaustrieb im Frühjahr ist entscheidend für eine erfolgreiche Weidehaltung.
Gut geführte Weiden liefern über die gesamte Vegetationsperiode hohe Futterqualitäten (Tabelle 1) und Erträge bei gleichzeitig deutlich niedrigeren Futterkosten.
Tab. 1: Nährstoff- und Energiegehalt von Kurzrasenweide und Grassilage (nach Pötsch et al. 2010 und Starz et al. 2014)
Das Gras soll dem Tier ins Maul wachsen
Erfolgreiche Weidebetriebe wissen: Die erfolgreiche Weide beginnt mit dem Spitzen der Gräser. Sobald man im Frühjahr die ersten grünen Blattspitzen auf seinen Flächen erkennt, sollte man die Tiere bereits austreiben. Der frühe und stetige Verbiss und Viehtritt fördert wertvolle ausläuferbildende Grünlandpflanzen wie die Wiesenrispe, englisches Raygras und Weißklee. Diese tragen zu einer dichten und ertragsfähigen Grasnarbe bei.
Viele unerwünschte Kräuter werden durch eine frühe Beweidung zurückgedrängt. So reagieren zum Beispiel Wiesenkerbel, Wiesenbärenklau und gemeine Rispe sehr empfindlich auf den Tritt der Rinder und werden durch konsequente Beweidung im Frühjahr zurückgedrängt. Eine andere unerwünschte Grünlandpflanze, nämlich der scharfe Hahnenfuß und auch Ampfer, werden bei frühem Weidebeginn von den Rindern noch nicht selektiert, sondern gefressen und ebenfalls durch konsequente Frühjahrsweide bekämpft.
Damit die Weidefläche im Frühjahr rasch bestoßen werden kann, sollte die Düngung bereits im Herbst oder mit gut verdünnter Gülle oder Jauche (1:1 mit Wasser verdünnt) vor dem Vegetationsbeginn erfolgen. Dies garantiert, dass das im Frühjahr frisch aufwachsende Weidegras nicht verschmutzt ist und gern gefressen wird.
Der Vorteil für das Tier
Der frühe Weideaustrieb hat aber nicht nur Vorteile für den Grünlandbestand, sondern auch für das Rind. Wird eine Weide früh, bei noch niedriger Aufwuchshöhe bestoßen, kommt es automatisch zu einer sanften Futterumstellung, da das Graswachstum und somit die Weidegrasaufnahme im Laufe des Frühjahrs langsam ansteigen. Der Pansen und die darin lebenden Mikroorganismen haben also genug Zeit, sich auf den Futterwechsel einzustellen.
Zu Beginn sollten die Tiere nur ein bis zwei Stunden pro Tag Zugang zu einer großen Fläche (2-3 Kühe/ha) haben. Dies trägt erstens zu einer schonenden Rationsumstellung bei und beugt zweitens Trittschäden auf den im Frühjahr oft noch feuchten Flächen vor.
(Auszug aus dem Artikel „Tipps für den Weideeinstieg im Frühjahr” von Dr. Marco Horn, BEd, LK NÖ; Fleckvieh Austria Magazin 1/21)