Klimaveränderungen, wachsende Weltbevölkerung und der damit verbundene steigende Bedarf an Nahrungsmitteln als auch der gleichzeitige Verlust von landwirtschaftlich nutzbaren Flächen und zudem kriegerische Auseinandersetzungen rücken das Thema Ernährungssicherheit in den Fokus.
Besonders die Landwirtschaft könnte durch die Optimierung von Nährstoffkreisläufen die Ernährungssicherheit verbessern sowie den Erhalt der Artenvielfalt unterstützen und die Umweltwirkungen reduzieren. Die Kreislaufwirtschaft ist eine effiziente Nutzung von Ressourcen in einem geschlossenen Kreislaufsystem, wo kaum Abfälle und Emissionen entstehen und diese recycelt werden.
Wiederkäuer spielen im Sinn einer Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle
Workshop zum Thema Kreislaufwirtschaft und Rinderwirtschaft in Österreich
Um den künftigen Handlungs- und Forschungsbedarf in diesem Bereich zu diskutieren, veranstaltete die Rinderzucht AUSTRIA kürzlich in Salzburg einen Workshop zum Thema „Kreislaufwirtschaft und Rinderwirtschaft in Österreich“. Obmann Stefan Lindner freute sich, dass sich Vertreter aus der gesamten Rinderbranche Zeit genommen haben, um gemeinsam mit der Wissenschaft an diesen Zukunftsfragen zu arbeiten. Im Rahmen von Kurz-Vorträgen und themenspezifischen Workshops wurden die dringlichen Fragen interdisziplinär bearbeitet.
Als Vortragende konnten höchst anerkannte Expertinnen und Experten der jeweiligen Fachgebiete gewonnen werden: Prof. Dr. Wilhelm Windisch der Technischen Universität München (Lehrstuhl für Tierernährung), Prof. Dr. Kay-Uwe Götz der LfL Grub (Institut für Tierzucht), Rektorin Prof. Dr. Petra Winter der Veterinärmedizinischen Universität Wien, Prof. Dr. Werner Zollitsch der Universität für Bodenkultur Wien (Zentrum für Globalen Wandel & Nachhaltigkeit) und Dr. Thomas Guggenberger von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein (Institut für Nutztierforschung).
Dr. Christa Egger-Danner gab zur Einleitung einen Überblick über den Status quo und die aktuellen Forschungsfragen und Umsetzungsmaßnahmen in der Rinderzucht. Seit 1990 ging die Anzahl der Milchkühe in Österreich um 42 Prozent zurück, die Milchproduktion wurde im gleichen Zeitraum um 11,4 Prozent gesteigert. Die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft wurden im gleichen Zeitraum um 14,3 Prozent verringert, bezogen auf ein Kilo Milch konnten die Treibhausgasemissionen seit 1990 um ca. 25 Prozent reduziert werden.
Wiederkäuer – keine Nahrungskonkurrenten
Wiederkäuer sind keine Nahrungskonkurrenten, sondern für eine umwelt- und klimaschonende Landwirtschaft von enormer Bedeutung. Landwirtschaft ist auf die Ressource Boden angewiesen. Laut Grünem Bericht 2021 wurden in Österreich 2,67 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche verzeichnet, davon 1,26 Millionen Hektar Dauergrünland. Etwa die Hälfte der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche erzeugt demzufolge nicht-essbare Biomasse, die vom Menschen nicht verwertet werden kann.
Für raufutterverzehrende Tiere wie Rinder, Schafe und Ziegen liefern Grünlandflächen hingegen den Großteil der Futtergrundlage – sie sind in der Lage, nicht essbare Biomasse zu verwerten, und liefern hochwertige Lebensmittel. „Nicht essbare Biomasse wird am effizientesten durch die Verfütterung an Wiederkäuer verwertet. Ihre Abschaffung würde zu einer Reduktion des Potentials zur Erzeugung von Lebensmitteln führen“, brachte es Prof. Windisch auf den Punkt.
Die Nutztierhaltung steht in der Kritik der Gesellschaft. Wiederkäuer spielen jedoch im Sinn einer Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle. Bei der Herstellung von pflanzlichen Lebensmitteln fallen große Mengen an nicht essbarer Biomasse an, die vom Menschen nicht verwertet werden können. „Ein Kilo veganes Lebensmittel erzeugt mindestens vier Kilo nicht essbare Biomasse“, so Prof. Windisch. Wiederkäuer können diese verwerten und in Lebensmittel und Dünger umwandeln.
(Auszug aus dem Artikel „Workshop Kreislaufwirtschaft“ von Andrea Bläumauer und Dr. Kristina Linke, Team Forschung der ZuchtData Wien; Fleckvieh Austria Magazin 5/22)