Fleckviehzüchter des Jahres 2020: Familie Sitka, Steiermark

Fleiß + Konsequenz = Erfolg

Dieser Bericht wirft einen Blick in einen Betrieb im oststeirischen Miesenbach, der mit Fug und Recht zu den erfolgreichsten Fleckviehzüchtern des letzten Jahrzehnts in Österreich gezählt werden kann. In den letzten acht Jahren landete Familie Sitka sechs Mal unter den Top 10 und fünf Mal am Stockerl im Ranking „Fleckviehzüchter des Jahres“. Heuer ging ein großer Traum in Erfüllung. Engelbert Sitka holte sich den „Oscar der Fleckviehzucht“ in Österreich. Und wie – mit der höchsten jemals erreichten Punktezahl und über 200 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten! Der Grundstein dafür wurde durch den Verkauf von insgesamt sechs genomischen Jungvererbern an Besamungsstationen gelegt, wovon mit GS RAZFAZ und GS HUBERBUA zwei in der Top-Liga der Fleckviehzucht spielen. Unglaubliche 13 Kandidaten mit bis zu GZW 142 lieferten im Auswertungszeitraum ordentlich Punkte und lassen auf gefragte Jungvererber für die Zukunft hoffen.

Familie Sitka - Züchter des Jahres 2020

Familie Sitka: Engelbert, Regina und die Kinder Andreas und Kerstin

SG – die Betriebsphilosophie

Der Betrieb Sitka produziert mit 24 Kuhplätzen im Anbindestall auf einem Leistungsniveau von rund 10.000 kg Milch. Der Anbindestall wurde in den letzten Jahren in puncto Kuhkomfort laufend verbessert. Aktuell stehen die Tiere auf Strohbetten in einer Nackenriegelaufstallung und werden von einem mobilen Fütterungsroboter gefüttert. Die Entscheidung pro Anbindestall begründet Engelbert mit Vorteilen für seinen wichtigen Betriebszweig Jungkuhverkauf. Pro Jahr werden über 30(!) Jungkühe über die Versteigerungen der RSTM sowie über die Onlineversteigerung Kuh4You an zufriedene Käufer vermarktet. Jede seiner Kühe ist somit die Haltungssysteme Laufstall und Anbindestall gewöhnt, weidetauglich und halfterführig. Aufgrund der intensiven Nutzung des Embryotransfers fallen viele weibliche Tiere an, die allesamt genotypisiert und aufgezogen werden. Hierzu ist es notwendig, Jungrinder auf zwei Partnerbetriebe auszulagern. Alle Tiere kalben dann wieder am Betrieb, wovon die genetisch interessantesten Jungkühe zur Remontierung der eigenen Herde herangezogen werden. Alle interessanten männlichen Kandidaten werden über den von GENOSTAR angebotenen Vertragsweg an der ELP in Kalsdorf aufgezogen.

SG – die Zuchtphilosophie

Fleiß, züchterische Konsequenz, Gelassenheit bei Rückschlägen, stetige Offenheit gegenüber den modernen Zuchtmethoden der jeweiligen Zeit und Gespür im Umgang mit den Tieren zeichnen Engelbert Sitka besonders aus. Seit Einführung der Genomik im Jahr 2011 wurden in Summe 325 weibliche und männliche Tiere genotypisiert. Selbstverständlich arbeitet der Betrieb Sitka im Herdentypisierungsprojekt FoKUHs mit. Im Dezember 2020 wurde der insgesamt 100. Embryotransfer am Betrieb durchgeführt. Seit Jahren werden alle Paarungen auf Basis des Anpaarungsprogrammes GS AIO geplant und die Tiere zu 100 Prozent mit genomischen Jungvererbern besamt. Aktuell weisen die Kühe der Herde von Engelbert Sitka einen durchschnittlichen GZW von 120,2 Punkten auf. Mit diesem gewaltigen Niveau sind Sitkas Kühe mit deutlichem Vorsprung die genetisch hochwertigste Fleckviehherde in Österreich. Am Heimbetrieb befinden sich aktuell 67 weibliche Tiere. 68 Prozent davon weisen einen GZW von 120 und mehr auf. 14 Tiere in der Herde liegen aktuell über 130 GZW und mit einer mischerbig hornlosen HERAKLES Pp-Tochter mit einem GZW von 142 kann Engelbert wohl eines der züchterisch wertvollsten Tiere der gesamten Fleckviehzucht sein Eigen nennen. Ein Auszug aus den aktuell genetisch interessantesten männlichen Kandidaten und weiblichen Jungtieren ist den Tabellen 1 und 2 abgebildet.

Tab. 1: Auswahl interessanter weiblicher Tiere – Betrieb Sitka (angeführt sind genomisch optimierte Zuchtwerte)

Tabelle 1: Auswahl interessanter weiblicher Tiere

Tab. 2: Auswahl interessanter Kandidaten – Betrieb Sitka (angeführt sind genomisch optimierte Zuchtwerte)

Tabelle 2: Auswahl interessanter Kandidaten

SG – das Zuchtziel

Engelbert Sitka antwortet auf die Frage nach seiner Vorstellung von der optimalen Fleckviehkuh mit den Worten: „Elegant, fein, leistungswillig, umsatzbetont, kleinvolumiges Euter mit Qualität in der Eutertextur“. Dementsprechend konsequent werden über Jahre hinweg mit Unterstützung von GS AIO die Besamungsstiere ausgewählt. Parameter der erfolgreichen Vermarktung wie Milchmenge und Exterieur vervollständigen sein Idealbild von Kuh und Vererbungsbild des Stieres. Kurzum: Ohne genetisches Niveau, ausgedrückt in GZW und MW, geht es nicht. Von den genetisch überlegenen Stieren der Population werden die Stärksten in Euter und Fundament gesucht.

Tabelle 3 zeigt einen Auszug aus den vom Betrieb Sitka in den letzten Jahren gezüchteten Stiere. Die Zuchtwerte derselben spiegeln seine Zuchtstrategie wider. Bei den Kühen der jüngeren Generation dominieren Töchter von GS DER BESTE, GS WERTVOLL und ETOSCHA in der Riege der Top-Kühe am Betrieb. Am Besamungsplan wird aktuell auf die selbst gezüchteten GS RAZFAZ, GS HUBERBUA, GS HOFSTATT,  GS ZARAS und demnächst auf GS MY BEST Pp gesetzt.

Zum aktuell omnipräsenten Thema der Zucht auf genetische Hornlosigkeit verfolgte Engelbert über die letzten Jahre eine eher zurückhaltende Herangehensweise. So kamen nur vereinzelt Hornlosvererber, und nur jene, die aus sicheren Stämmen gezogen sind, zum Einsatz. Umso effizienter der züchterische Output daraus. Mit dem aktuell stark nachgefragten GS MY BEST Pp sowie GS MURTAL Pp verließen auch zwei interessante Stiere, die das Hornlosgen tragen, die Zuchtstätte Sitka in Richtung Besamungsstation GENOSTAR.

Tab. 3: Auswahl an Besamungsstieren, die direkt vom Betrieb Sitka stammen

Tabelle 3: Auswahl Besamungsstiere, die direkt vom Betrieb Sitka stammen

Tab. 4: Auswahl an Besamungstieren, die aus Kühen vom Betrieb Sitka stammen

Tabelle 4 Auswahl Besamungsstiere, die aus Kühen vom Betrieb Sitka stammen
GS RAZFAZ AT095.456.669

GS RAZFAZ (Rolls x Etoscha)

GS MY BEST Pp AT781.642.769

GS MY BEST Pp* (GS Mysterium Pp* x GS der Beste)

GS HUBERBUA_AT873.887.868

GS HUBERBUA (Hermelin x Etoscha)

GS ZARAS_AT873.880.168

GS ZARAS (Zazu x Etoscha)

GS HOFSTATT_AT873.888.968

GS HOFSTATT (Hermelin x Etoscha)

GS WERTVOLL AT682.079.528

GS WERTVOLL (Willams x Raffzahn)

SG – Genetik, die Züchter erfolgreich macht

Eine mehr als erwähnenswerte Besonderheit an der Genetik aus dem Betrieb Sitka ist das hohe Gut, dass verkaufte Tiere auch außerhalb der Stallmauern in Miesenbach für viele zufriedene Züchtergesichter sorgen. Aufgrund der regen Vermarktungstätigkeit befinden sich Tiere aus der Zuchtstätte Sitka in nahezu allen Bundesländern in Österreich, in Deutschland, Slowenien, Tschechien, Nordirland und über den Verkauf von Embryonen auch in Kolumbien und Brasilien.

Eine besondere Karriere legte die 2017 auf der Bundesfleckviehschau in Maishofen angebotene HURLY-Tochter NORA hin. Sie wurde vom aufstrebenden bayerischen Zuchtbetrieb Schröppel erworben. Aus NORA wurden bereits sechs Stiere von Stationen angekauft, wobei WEIDWERK mit einem GZW von 138 zu den aktuell interessantesten Jungvererbern der Fleckviehzucht zählt. Auch WISCONSIN stammt aus dem stark züchtenden N-Stamm des Betriebes Sitka. Mutter Natascha (V.: Everest) wurde vom erfolgreichen bayerischen Zuchtbetrieb Johannes auf einer Auktion in Traboch erworben. Beide Kühe leisten neben genetisch hoher Veranlagung auch Laktationsleistungen über 11.000 kg Milch in ihren neuen Heimatställen.

SG – dominierende Kuhstämme

Zwei Stämme dominieren den genetischen Pool der Zuchtstätte Sitka: Stämme mit verschiedenen genetischen Eigenschaften und dennoch ebenbürtig in der Dominanz der Vererbung und den Erfolgen daraus. Bekannte Kühe aus der R-Linie sind die MANITOBA-Tochter ROSENSTOLZ (Sohn GS INROS), ihre RAFFZAHN-Tochter REXANA (Sohn GS WERTVOLL) sowie ihre WILLIAMS-Tochter REWANA (Sohn GS EHRSAM) und deren ETOSCHA-Töchter REMARY (Sohn GS RAZFAZ) und RELEXY (Sohn GS ZARAS). Die Kühe aus der R-Linie sind großrahmige, exterieurstarke, leistungsbereite Tiere mit besten Eutereigenschaften – Eigenschaften, die in den Nachkommen der Ausnahme-Exterieurvererber GS WERTVOLL und GS INROS sichtbar werden.

Nachkommen aus dem N-Stamm sind mittelrahmige, feine, elegante, leistungsbereite Kühe mit besten Eutern. Bekannte Kühe aus dieser Familie sind die ROMEL-Tochter NERA (Sohn GS VENEZUELA), ihre MANITOBA-Tochter NIKI (Sohn GS ILKON), ihre INDOSSAR-Tochter NALISA (Sohn GS VAIL) und deren HURLY-Tochter BM NORA (Söhne WEIDWERK und GS MURTAL Pp) und ETOSCHA-Tochter NANIA (Söhne GS HUBERBUA und GS HOFSTATT).

WILLIAMS-Tochter REWANA AT 682.087.528 von Sitka Engelbert

WILLIAMS-Tochter REWANA

IMPERATIV-Tochter NANDA_AT045.358.168 vom Betrieb Sitka

IMPERATIV-Tochter NANDA

HURLY-Tochter Nora 2Lak. Mutter von Weidwerk

HURLY-Tochter Nora (hier in der 2. Lakt.)

Worte des Dankes

Feuer und Leidenschaft für die Rinderzucht konnte bei Familie Sitka auch an die beiden Kinder Kerstin und Andreas weitergegeben werden. Beide sind aktive Jungzüchter und laufende Begleiter von Vater Engelbert bei Versteigerungen und Schaubesuchen.

Züchter des Jahres in Österreich zu werden, war ein großes, züchterisches Lebensziel von Engelbert Sitka. In der Stunde des Triumphes ist es ihm wichtig, Danke zu sagen. Danke zu sagen an jene Wegbegleiter, ohne die dieser Erfolg nicht möglich gewesen wäre: „Mein Dank geht an meinen Zuchtverband, der RSTM mit GF Reinhard Pfleger und an meine Besamungsstation GENOSTAR mit GF Peter Stückler sowie meinen langjährigen Berater Thomas Kahr für die Unterstützung und Zusammenarbeit. Ebenfalls sage ich danke an das ET-Team von Dr. Hans Wilhelm sowie an meine beiden Aufzuchtbetriebe für das gute Miteinander. Nicht zuletzt geht der Dank an meine Familie für die tagtägliche gemeinsame Arbeit.

Betriebsdaten

Engelbert Sitka, Miesenbach bei Birkfeld, Steiermark

Familie:
Engelbert mit Partnerin Regina, Kinder Kerstin und Andreas, Eltern Engelbert sen. und Johanna

Seehöhe:
860 Meter

Flächen:
48 ha Eigengrund und 8 ha Pacht, davon 30 ha Wald, 4 ha Getreide, 6 ha Kleegras und Luzerne, Rest Dauergrünland

Tierbestand:
24 Milchkühe, 50 Jungkalbinnen
50 Stück Jungkalbinnen an zwei Partnerbetrieb ausgelagert

Stallform:
Kühe: Kombinationshaltung mit Auslauf und Fütterungsroboter
Jungvieh: Spaltenboden mit Hochboxen

Fütterung:
Kühe: Voll-TMR mit Heu, Grassilage und Kraftfutter
Jungvieh: TMR mit Heu und Grassilage, Weidegang im Sommer
Kälber: Stroh-TMR und Tränkeautomat

Vermarktung:
Stierkälber und Schlachtkühe über Nutzrindermarkt Greinbach
Jungkühe über Versteigerungen in Traboch, Greinbach oder Kuh4you

Schauerfolge:
Dairy Grand Prix 2017 – Grand Champion FV mit TINA (V: GS INROS)
BFVS 2017 – Gruppensieg Jungkühe mit TINA (V: GS INROS)
Dairy Grand Prix 2018 – Gruppensieg mit TINAGENOSTAR-Zuchtprogrammschau 2019 – Gruppensieg mit TINA

Leistungsdaten:

Leistungsentwicklung

Ing. Reinhard Pfleger, RZSTM

Die Fleckviehzüchter des Jahres: