Die Freude bei Familie Schmidseder war riesengroß, als sie erfuhren, dass sie Fleckviehzüchter des Jahres 2022 sind. Es ist dies der Lohn und die Anerkennung für viele Jahre intensive Zuchtarbeit auf ihrem Betrieb mit 50 Fleckviehkühen in der Gemeinde Enzenkirchen, im Innviertel, in Oberösterreich. Der Einsatz bester Genetik und modernster Zuchtmethoden waren und sind neben dem enormen persönlichen Engagement die tragenden Säulen dieses Erfolges.
Die Familie steht an erster Stelle, v.l.n.r.: Alois und Karin (Betriebsleiterehepaar), Sonja und Patrick, Lukas (Hofübernehmer) und Julia, Christoph und Viktoria mit Ida
Die Freude bei Familie Schmidseder war riesengroß, als sie erfuhren, dass sie Fleckviehzüchter des Jahres 2022 sind. Es ist dies der Lohn und die Anerkennung für viele Jahre intensive Zuchtarbeit auf ihrem Betrieb mit 50 Fleckviehkühen in der Gemeinde Enzenkirchen, im Innviertel, in Oberösterreich. Der Einsatz bester Genetik und modernster Zuchtmethoden waren und sind neben dem enormen persönlichen Engagement die tragenden Säulen dieses Erfolges.
Die Schmidseders sind durch ihre züchterischen Erfolge, ihre aktive Teilnahme auf den Rinderausstellungen und durch die Vermarktung ihrer Tiere weit über die Grenzen des Verbandsgebietes des FIH hinaus bekannt. Ihre Herde zählt mit einem durchschnittlichen Gesamtzuchtwert bei den Kühen von aktuell 121 zu den züchterisch interessantesten in Österreich. Sie waren schon öfter unter den Top 10 bei der Auswertung zum Züchter des Jahres platziert. Heuer haben es Karin und Alois Schmidseder ganz an die Spitze geschafft. Wir gratulieren dazu sehr herzlich.
Wer sind die Schmidseders?
Eines ist klar, für Karin und Alois Schmidseder steht die Familie an erster Stelle. Sehr stolz sind sie auf ihre Söhne Christoph, Patrick und Lukas. Ich habe sie als äußerst fleißige, geschäftstüchtige, geradlinige, hilfsbereite Menschen und leidenschaftliche Fleckviehzüchter kennengelernt. Sie packen an. Alois und Karin haben es geschafft, vor allem ihre Söhne Lukas und Patrick für die Landwirtschaft und Fleckviehzucht zu begeistern. Während Alois nach wie vor halbtags als Elektriker arbeitet, ist Karin voll im Betrieb tätig. Lukas ist seit vielen Jahren ein sehr engagierter Jungzüchter, heute ist er als zukünftiger Hofübernehmer beruflich voll auf die Aufgaben im Betrieb konzentriert und eine der treibenden Kräfte bei der Betriebsentwicklung. Patrick hat Veterinärmedizin studiert und ist mittlerweile als Tierarzt bei der Oö. Besamungsstation GmbH angestellt. Patrick betreut aber auch die Milchviehherde am elterlichen Betrieb und ist in alle züchterischen Entscheidungen eingebunden. Dann ist da noch der älteste Sohn Christoph, der erst 2021 Viktoria geheiratet hat und Karin und Alois das erste Mal zu Großeltern gemacht hat. Den Platz im Betrieb hat Christoph aber seinen Brüdern überlassen. Es hätten dann ja doch fast zu viele mitgeredet bei den Entscheidungen, mit welchen Stieren die nächste genetisch interessante Kalbin gespült oder eine Kuh besamt werden soll.
Wirtschaftliche Betriebsentwicklung wichtig
Landwirtschaft und Zucht muss sich rechnen, darauf wird beim „Pfeifer“, so der Hausname, besonders geachtet. Bei der Betriebsentwicklung waren es immer wieder kleinere und größere Schritte, die mit viel Eigenleistung umgesetzt wurden, um die Produktion auszudehnen, aber auch um die Arbeit zu erleichtern. Der Hof liegt auf einem Hang. Die baulichen Erweiterungen waren gar nicht so einfach umsetzbar. Durch den 1997 durchgeführten Stallneu- bzw. -umbau wurde die Produktionstechnik weiter verbessert und der Grundstein für das heutige Leistungsniveau gelegt. 2010 wurde eine neue Agrotel-Planenhalle für Trockensteher und trächtige Kalbinnen errichtet. Es wird in dieser offenen Halle auch den Kälbern ein gesünderer Start ins Leben gesichert.
Besonders geachtet wird auf den Kuhkomfort und die Hygiene. Die Hochboxen wurden in Tiefboxen umgebaut. Auch im Bereich der Stieraufzucht wurde einiges verändert. Jetzt sind die Boxen besonders tierfreundlich gestaltet. 2011 wurden noch eine Maschinenhalle bzw. Lagerhalle errichtet. 2021 wurden ein Melkroboter, ein Spaltenschieber und Futterschieber eingebaut. Erst im letzten Jahr folgte der Bau eines neuen Kälberstalles und einer Güllegrube. Zur Arbeitserleichterung und besseren, weil gleichmäßigeren, Versorgung der Kälber trägt das Milchtaxi bei. „Ohne den Melkroboter wären 50 melkende Kühe einfach zu viel Arbeit“, sagt Karin. Sie gesteht, dass sie sich von der größten Skeptikerin zur größten Befürworterin des Melkroboters entwickelt hat. „Es ist nun mehr Zeit für andere Tätigkeiten. Die Aufgaben wurden neu aufgeteilt und man ist auch flexibler. Ich kann mich nun noch besser um die Kälberfütterung kümmern. Die Kühe und alles rund um die Fütterung und das Melken ist die Aufgabe der Männer, die sich beim Melkroboter besser auskennen“, so das Resümee von Karin.
Breit aufgestellte Zuchtherde
Züchterisch ist der Betrieb breit aufgestellt. Ich kenne kaum jemanden, der besser über das Angebot auf den Versteigerungen in Österreich informiert ist als Lukas und Patrick Schmidseder. Es werden und wurden immer wieder genetisch interessante Tiere, oft auch auf Versteigerungen in ganz Österreich, zugekauft. Diese werden dann, sofern die genomischen Zuchtwerte entsprechen, gespült. 10 Embryotransfers pro Jahr können es schon sein. Die Embryonen werden oft auch auf Kalbinnen bei zwei Partnerbetrieben eingesetzt. Nur dadurch ist bei ihrer Betriebsgröße die zeitnahe Übertragung der Embryonen möglich. Mit dieser Strategie wird eine der züchterisch interessantesten Herden in Österreich immer weiterentwickelt. Es wird nicht alles auf eine Karte gesetzt.
Aktuelle Kuhlinien am Betrieb
Der aktuelle Erfolg „Fleckviehzüchter des Jahres“ ist nicht nur das Ergebnis bzw. die Ernte aus einer Kuhfamilie, sondern mehreren Kuhlinien im Stall zu verdanken. Aus Platzgründen wird hier lediglich auf jene drei Linien eingegangen, von denen bisher die meisten Stiere an Besamungsstationen in Österreich, Deutschland und Tschechien verkauft wurden.
Den größten Anteil am Erfolg zum Züchter des Jahres hat die I-Linie, aus der auch der aktuelle Spitzenstier ZELDA, mit einem GZW von 145 einer der besten ZEIGER-Söhne, und sein Halbbruder, der VASARI-Sohn VINICIUS, hervorgegangen sind. Beide Stiere stammen von der Vollschwester des Stieres HORAZIO P*S, der HILFINGER-Tochter IVANA ab. Von dieser Kuhlinie stehen drei Generationen melkende Kühe im Stall. Den Ursprung hat die Kuhlinie und auch das Hornlosgen in dieser Kuhfamilie in der SYLT Pp*-Tochter INDRA P. „Diese Kuh wurde vor 12 Jahren aus der Bestandsauflösung vom Betrieb Doppermann, einem der ersten Fleckvieh-Hornlos-Züchter beim FIH, als Kalb zugekauft. Heute ist sie die am stärksten verbreitete Kuhfamilie im Stall“, erläutert Lukas. Zu den Stärken der I-Linie zählen die überdurchschnittlichen Inhaltsstoffe. In Aufzucht von dieser Linie sind vielversprechende Kandidaten von HIROTO, GS HELLSTORM und HEPHAISTOS.
Sehr positiv entwickelt sich auch die S-Linie am Betrieb, aus der in kurzer Zeit bereits eine Reihe von Besamungsstieren hervorgegangen ist. Die Stammkuh, die MANIGO-Tochter SAMANTA, ist in der 6. Laktation abgegangen. Zugekauft wurde sie als Erstlingskuh mit Kalb vom Betrieb Penz aus Lasberg. Aus diesem durch die Oö. Besamungsstation angekauften Kalb wurde später der positive, nachkommengeprüfte Vererber HAMMER (V.: Herzschlag). Aus einer HORIZONT-Tochter von SAMANTA stammt der HERAKLES P*S-Sohn GS HELOS, angekauft von Genostar. UMBERTO wurde an die Besamungsstation Reprogen nach Tschechien verkauft. Der IMPOSSUM-Sohn UMBERTO geht über seine Mutter, eine WIKINGER-Tochter, ebenfalls auf SAMANTA zurück.
Vom Betrieb Schmidseder werden aber nicht nur männliche Tiere verkauft, sondern wenn es passt auch Embryonen in der Form von Vertragsspülungen. Auf diese Art kam zum Beispiel die Besamungsstation CRV zu interessanten Nachkommen aus der F-Linie. Aus einer Spülung der HURRICAN-Tochter FIONA mit HUBRAUM wurden Embryonen nach Deutschland verkauft. Von CRV wurde in Zusammenarbeit mit bayerischen Züchtern diese Kuhfamilie weiterentwickelt. Mittlerweile stehen die sehr interessanten Stiere VIRGINIA, VARTEN und HILLER an der Besamungsstation in Wasserburg. Von der MACBETH-Tochter FABEL hat die Besamungsstation Greifenberg den EX MACHINA-Sohn EXPRESS im Einsatz.
Bei so vielen Linien, Kühen und Stieren ist es gar nicht so leicht, dass man die Übersicht behält, deshalb eine kurze Zusammenfassung. Die Besamungsstiere aus den Kuhlinien sind in Klammer angeführt:
I-Linie: Stammkuh INDRA P
(Zelda, Vinicius, Horazio P*S, Serafin P*S)
S-Linie: Stammkuh SAMANTA
(Hammer, GS Helos, Umberto)
F-Linie: Stammkuh FIONA
(Express, Hiller, Sven P*S, Superstar Pp*, Varten, Virginia, Wigwam)
Drei Generationen melkende Kühe der I-Kuhlinie:
IVANA (V.: Hilfinger) – Mutter von ZELDA, VINICIUS und VERMONT
MAHANGO-Tochter INKA Pp in der 2. Lak., Mutter von IVANA und der Stiere HORAZIO PS und SERAFIN PS
WITAM PS-Tochter IDA Pp in der 3. Lak., die Grossmutter von IVANA
ZELDA (Zeiger x Hilfinger)
VINICIUS (Vasari Pp* x Hilfinger)
HORAZIO P*S (Hilfinger P*S x Mahango Pp*)
GS HELOS (Herakles P*S x Horizont)
EXPRESS (Ex Machina x Macbeth)
WIGWAM (V.: Wikinger), ein nachkommengeprüfter Vererber aus der F-Linie
Der Zeit einen Schritt voraus
Irgendwie verstehen es die Schmidseders, Chancen und Entwicklungen sehr früh zu erkennen. Die Bewerbung der zur Vermarktung anstehenden Tiere über die sozialen Medien ist eine Selbstverständlichkeit. Der direkte Kontakt zu den Käufern hilft rechtzeitig zu erkennen, was gefragt ist. Für den Natursprung werden heute fast nur mehr genetisch hornlose Stiere nachgefragt, andere werden kaum mehr aufgezogen. Genetisch interessante Stierkälber werden allen Besamungsstationen angeboten und je nach Angebot meist ab Hof verkauft. Die Zeit bleibt auch in der Vermarktung nicht stehen.
In der Zucht geht ohne genomische Untersuchung der weiblichen Tiere nichts mehr. Die Teilnahme am Gesundheitsmonitoring ist selbstverständlich. Der Embryotransfer wird intensiv eingesetzt, um die genetisch interessantesten weiblichen Tiere in der Herde züchterisch zu nützen. Die Zuchtwertschätzung wird als Grundlage für so gut wie alle züchterischen Entscheidungen herangezogen. Bei der Auswahl der Stiere setzen Patrick und Lukas auf das Anpaarungsprogramm Optibull und ihr züchterisches Gespür. Es hilft auch, wenn gleich drei Züchter, der Vater Alois und dessen Söhne Patrick und Lukas, die Augen und Ohren offen haben und die Erfahrungen untereinander austauschen. Da die drei motivierten Fleckviehzüchter nicht immer an einem Tisch sitzen und Entscheidungen, wie z. B. mit welchem Stier ein Tier besamt wird, gemeinsam getroffen werden, wurde eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe eingerichtet, berichtet Alois Schmidseder. Besonderes Interesse wird seit Jahren auf die Zucht auf Hornlosigkeit gelegt. Mittlerweile sind 46 von 120 Tieren im Stall hornlos.
Ausstellungserfolge sind die beste Werbung
Die Schmidseders sind seit vielen Jahren auf allen regionalen und überregionalen Ausstellungen erfolgreich vertreten und immer wieder bereit, Exkursionsgruppen aus nah und fern einen Einblick in die Zuchtarbeit am Betrieb zu geben. Lukas und Patrick sind verlässliche Personen im Betreuungsteam des FIH oder der Oö. Besamungsstation GmbH. Es würde zu weit gehen, um hier alle Ausstellungserfolge aus ihrer Karriere als Jungzüchter anzuführen. Einer der größten Ausstellungserfolge der Familie Schmidseder war sicher der Gruppensieg mit der HERZSCHLAG-Tochter ELKE bei der Bundesfleckviehschau in Freistadt im letzten Jahr, über den sich alle Familienmitglieder riesig gefreut haben.
HERZSCHLAG-Tochter ELKE, Gruppensiegerin der Kühe m. 4 Abk. auf der BVFS 2022
Die Zukunft ist gesichert
Auf die Frage angesprochen, wie es am Betrieb weiter geht, antwortet Alois wie aus der Pistole geschossen: „Die Zukunft ist gesichert, Lukas übernimmt in wenigen Jahren den Betrieb.“ Dies wird von Lukas umgehend bestätigt. Als Zuchtverband können wir nur gratulieren und uns für die Zusammenarbeit, vor allem auch für die Vermarktung der Zuchttiere über den FIH sehr herzlich bedanken und uns am Erfolg ein wenig mitfreuen.