In der Fleckviehzucht wurde im Jahr 2021 mit der Einführung der Single-Step-Zuchtwertschätzung ein Meilenstein gesetzt. Wesentliches Ziel der Zuchtwertschätzung ist es, die Basis zur genetischen Weiterentwicklung einer Rasse im Rahmen des Zuchtprogramms zu liefern. Wie hat sich das Fleckvieh in Österreich in den letzten Jahren entwickelt und was muss getan werden?
GS DER BESTE-Tochter STUPSI
In Tabelle 1 sind die phänotypischen Leistungen für einige wichtige Merkmalsbereiche seit 2015 dargestellt. Bekanntlich ist bei diesen Leistungen immer zu bedenken, dass diese auch sehr stark von der Wetter-, Futter- und Marktsituation und sogar von der Datenqualität abhängen können. Bei der Milchleistung gab es ja aus den genannten Gründen im letzten Jahr einen leichten Rückgang, im Schnitt der letzten Jahre ist die Leistung trotzdem um ca. 100 kg pro Jahr gestiegen. Die meisten Fleisch- und Fitnessparameter zeigen eine stabile bis leicht positive Entwicklung. Die Nutzungsdauer ist seit 2015 um mehr als 2 Monate gestiegen und liegt mittlerweile bei ziemlich genau 4 Jahren, die Lebensleistung ist in diesem Zeitraum um 4.000 kg enorm gestiegen. Bei den Fruchtbarkeitsparametern ist beim Besamungsindex allerdings eine leichte Verschlechterung zu verzeichnen. Die Zwischenkalbezeit ist ebenfalls leicht gestiegen, allerdings im Rassenvergleich noch immer auf einem guten Niveau.
Tabelle 1: Entwicklung von ausgewählten phänotypischen Leistungen bei Fleckvieh AUSTRIA seit 2015
Erfreuliche genetische Entwicklungen
Genetische Trends, also die durchschnittlichen Zuchtwerte pro Geburtsjahrgang, eignen sich sehr gut zur Beurteilung von längerfristigen züchterischen Entwicklungen. In Abbildung 1 sind die genetischen Trends der weiblichen Population für die Hauptbereiche Gesamtzuchtwert (GZW), Milchwert (MW), Fleischwert (FW) und Fitnesswert (FIT) dargestellt. Durch die Umstellung auf die Single-Step-ZWS haben sich die genetischen Trends nicht wesentlich geändert, die Grundaussagen bleiben unverändert. Beim GZW liegen die Steigerungen von 2000 bis 2010 bei 1,9 und von 2010 bis 2019 bei 2,5 GZW-Punkten pro Jahr. Zu diesem Anstieg des genetischen Niveaus hat sicherlich auch die genomische ZWS bzw. Selektion beigetragen – trotz bremsender Effekte wie dem weitgehenden Ausschluss von Erbfehlerträgern und der Forcierung der Hornlosigkeit. Beim MW sind die Werte in diesen Zeiträumen von 2,2 auf 2,3 MW-Punkte gestiegen. Der FW, vor allem aufgrund der Nettozunahme, ist leicht gestiegen. Beim FIT konnte die lange negative Entwicklung (1990 bis 2000: -0,7 Punkte) in ein Plus von 0,9 Punkten pro Jahr von 2010 bis 2019 gedreht werden. Die wesentlichen Gründe dafür liegen in der Einführung der Zuchtwertschätzungen für die verschiedenen Fitnessmerkmale (z. B. 1995 Nutzungsdauer), die Einführung des GZW im Jahr 1998 mit einer starken Gewichtung der Fitnessmerkmale und die Weiterentwicklungen in der ZWS, insbesondere der genomischen ZWS im Jahr 2011. Die neue Single-Step-ZWS wird in Zukunft ebenfalls ihren Beitrag zur positiven genetischen Entwicklung leisten. Das gilt insbesondere auch für die Gesundheitsmerkmale, weil durch Single-Step jetzt auch erstmals genomische Zuchtwerte für Mastitis, frühe Fruchtbarkeitsstörungen und Zysten bereits bei genomischen Jungstieren, aber auch weiblichen Tieren für die Selektion zur Verfügung stehen.
Abb. 1: Genetische Trends für GZW, MW, FW und FIT der österreichischen Fleckvieh-Kühe
(Auszug aus dem Artikel „Zuchtprogramm Fleckvieh AUSTRIA – mit Genomik zum Erfolg” von Dr. Christian Fürst, ZuchtData; Fleckvieh Austria Magazin 1/22)