Der Fleckviehzuchtbetrieb Fürst, vulgo „Weiss auf der Wies“, liegt in der Gemeinde Lasberg im Bezirk Freistadt im Mühlviertel. Den Titel „Fleckviehzüchter des Jahres“ konnte die Familie Fürst heuer ganz knapp mit drei Punkten Vorsprung für sich entscheiden. Das zeigt, welche Dichte bei den besten Züchtern Österreichs herrscht. Der Betrieb Fürst ist der erste in Österreich, der diesen Titel schon vier Mal für sich erringen konnte.
Michael und Verena Fürst mit ihren Kindern Lena, Lisa und Simon und einem hoffnungsvollen mischerbig hornlosen HEISS-Stierkalb mit GZW 147
Die Fleckviehzucht wird seit Jahrzehnten und Generationen mit Fachwissen, viel Engagement und großer Freude betrieben. Das Vertrauen in die genomische Zuchtwertschätzung war von Beginn an groß, seit circa sieben Jahren werden alle männlichen und weiblichen Tiere genomisch untersucht. Der Betrieb ist selbstverständlich Teilnehmer am Projekt FoKUHs und auch beim Nachfolgeprojekt FoKUHs HERDE weiterhin dabei. Durch diese Maßnahmen beziehungsweise die umfangreiche Nutzung von Embryotransfers hat der Betrieb in den letzten Jahren sein genetisches Potential ständig verbessert und ist derzeit mit 60 Kühen und einem durchschnittlichen GZW von 118 (+652-0,09-0,06 MW 113) bei den besten Betrieben in Österreich dabei.
Der Fleckviehzuchtbetrieb Fürst vulgo „Weiss auf der Wies“ in Lasberg im Mühlviertel
Ein gutes Miteinander herrscht bei den drei Generationen der Familie Fürst
TAUBE Pp* dominiert mit ihren Nachkommen
Die hornlose MAHANGO Pp*-Tochter TAUBE hat in den letzten Jahren das Zuchtgeschehen am Betrieb Fürst besonders beeinflusst, sie wurde von Kerschbaummayr Paul gezüchtet und kam erst als Jungkalbin auf den Betrieb. Bei den hornlosen Kühen war sie weltweit Jahre lang die Nummer 1. Von ihr gibt es zehn Söhne in der künstlichen Besamung auf verschiedenen Besamungsstationen in Österreich und in Deutschland und es sind noch weitere hoffnungsvolle Jungstiere und Kandidaten von ihren weiblichen Nachkommen im Anflug. Kurz zusammengefasst: eine der einflussreichsten Kuhfamilien der Fleckviehzucht. VELIANO P*S und VERISMO PP* können nachkommengeprüft beide mit guter Doppelnutzung, Rahmen, viel Bemuskelung, ordentlichen Fundamenten und guten Fitnesswerten überzeugen.
Geprüfte Vererber
In den letzten Jahren konnte der Betrieb immer wieder mit neuen genomischen Jungvererbern stark punkten. Ganz anders in diesem Jahr. Nun konnte Familie Fürst mit drei nachkommengeprüften Stieren mit Abstand die meisten Punkte in dieser Kategorie holen. Wie bereits erwähnt, waren das die zwei VESPASIAN-Söhne aus der MAHANGO-Tochter TAUBE Pp* und mit MIAMI-Sohn MISCHKO ein Stier, der in Deutschland und Österreich stark eingesetzt wurde. Von MISCHKO wurde sowohl in Hessen als auch in Wels eine starke Nachzucht gezeigt, die Kühe können mit viel Milch, Rahmen, guten Fundamenten und robotertauglichen Eutern überzeugen. Auch WETTINER-Sohn WEZZA, der von der OÖ. Besamungsstation eingestellt wurde, sorgte als genomischer Jungvererber (GJV) für wichtige Punkte. Aufgrund dieser vier Stiere wurde für die Zucht eine Punktezahl von 490 erreicht und für den Fitnessbereich ergaben sich aufgrund der sehr guten Zwischenkalbezeit und vieler Kühe mit hohen Lebensleistungen eine Punktezahl von 110. Die daraus resultierende Gesamtpunktezahl von 600 brachte dem Betrieb drei Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten und 20 auf den Dritten, womit die Podestplätze so knapp wie noch nie beisammen lagen und wodurch die Entscheidung für große Spannung sorgte.
MISCHKO (Miami x Wikinger)
WEZZA (Wettiner x Etoscha)
Eine Gruppe von MISCHKO-Töchtern wurde im Rahmen der Agraria in Wels präsentiert.
GS VERISMO PP*-Tochter OLINDE Pp
Zuchtziele
Der Betrieb Fürst setzt auf leistungsstarke Fleckviehkühe im Doppelnutzungstyp – funktionelles Exterieur, Wirtschaftlichkeit und züchterische Eignung stehen im Vordergrund. Besonders wird auf eine kurze Zwischenkalbezeit (377 Tage) und eine hohe durchschnittliche Lebensleistung der Abgangskühe mit knapp 50.000 kg geachtet sowie auf ein relativ niedriges Erstkalbealter, welches derzeit bei 26,5 Monaten liegt. 2023 beziehungsweise aktuell wurden folgende Stiere am häufigsten eingesetzt: MEGASTAR Pp*, HEISS, MIRACLE Pp*, GS MORETTI Pp*, MONTASIO, HOFGUT Pp*, MAHINDRA P*S, WEZZA, WEBINAR P*S. Aus den eingesetzten aktuellen Stieren ist auch sehr deutlich erkennbar, dass die Hornloszucht am Betrieb sehr stark im Fokus steht, da man einerseits die Enthornung einspart, aber andererseits auch die große Nachfrage nach Hornlos-Vererbern im Blickfeld hat. Mit über 90 Prozent Anteil GJV setzt man stark auf die jüngste Generation und auch in die eigenen gezüchteten Besamungsstiere hat man starkes Vertrauen und setzt diese gezielt selbst ein.
Glück gehört in der Zucht dazu
Die Familie Fürst sieht die oben erwähnten Maßnahmen als wichtige Basis für züchterische Erfolge und sehr gute Kühe im Bestand. Für sie ist aber daneben auch das Züchterglück maßgeblich mitentscheidend, um wertvolle Zuchttiere zu haben. Dass der Junglandwirt innovativ denkt und bei vielen Dingen nichts dem Zufall überlässt, zeigt die Installation beziehungsweise Erweiterung einer 76 kWp PV-Anlage mit 110 kWh Speicher, womit er seinen Betrieb zum Großteil durch eigens produzierten Strom versorgen kann.
Sinnbildlich für den Betrieb ist auch das Titelbild, welches bereits die jüngste Generation der Familie Fürst mit einem hoffnungsvollen mischerbig hornlosen HEISS-Stierkalb mit GZW 147 zeigt.
Wir wünschen der jungen Familie Michael, Verena, Lena, Lisa und Simon das Allerbeste in Haus und Hof und dass die gesamte Züchterfamilie Fürst auch zukünftig mit interessanten wertvollen Zuchttieren die Fleckviehzucht bereichern kann. Wir gratulieren nochmals herzlichst zum neuerlichen Erreichen des begehrten Titels „Fleckviehzüchter des Jahres“!