Zusatzstoffe

Kostspielige Wundermittel oder ein Muss in jeder Ration?

Additive haben in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Mittlerweile gibt es dutzende Anbieter mit diversen Produkten. Viele Zusatzstoffe zeigen ohne Zweifel positive Effekte auf unsere Wiederkäuer. Ob sich jedoch die Mehrkosten rechnen, muss individuell geklärt werden.

Kexxtone-Boli dürfen ausschließlich vom Tierarzt verabreicht werden

Kexxtone-Boli dürfen ausschließlich vom Tierarzt verabreicht werden.

Worin liegt die Wirkung des Produkts und ab wann sind Mehrwerte zu erkennen?

Die beschriebene Wirkung des Produkts ist die Grundsatzfrage, welche sich jeder Betrieb vor dem Kauf stellen sollte. Dabei sollte man nicht unbedingt dem beigelegten Werbeartikel vertrauen, sondern selbstkritisch hinterfragen, zu welchen Gegebenheiten das angesprochene Produkt Sinn macht. Sollte sich die versprochene Wirkung mit den aktuellen Gegebenheiten der Ration decken, kann der Einsatz des Produkts Sinn machen. Im Zeitraum der Testphase sollten möglichst konstante Umstände vorhanden sein. Nachdem das Produkt für die angegebene „Mindesteinsatzdauer“ gefüttert wurde, muss kritisch hinterfragt werden, ob die versprochenen Mehrwerte eingetroffen sind und die Produktkosten zumindest gedeckt wurden.

Hefen

Der Einsatz von Hefen in der Rinderfütterung hat sich in den vergangenen Jahren stark etabliert. Vorab sollte ergänzt werden, dass ohnehin in jedem Pansen Hefen angesiedelt sind. Diese haben die Aufgabe, das anaerobe Milieu zu stabilisieren, indem der Restsauerstoff im Pansen verbraucht wird.

Hefen werden in tote Hefen, Lebendhefen und vorfermentierte Hefen untergliedert. Diese haben unterschiedliche Wirkungsweisen und müssen deshalb mit Bedacht ausgewählt werden. Die toten Hefen „arbeiten“ nicht im Pansen, sondern dienen dem Wiederkäuer hauptsächlich als Eiweißquelle. Die Bierhefe ist hierfür der bekannteste Vertreter. Darüber hinaus weist die Bierhefe einen hohen Anteil an B-Vitaminen auf.
Die Lebendhefe ist die am stärksten verbreitete Gruppe der Hefen. Lebendhefen veratmen den Restsauerstoff im Pansen. Dadurch können die Pansenmikroben effektiver arbeiten. Dies kann zu einem gesteigerten Rohfaserabbau führen, wodurch das Milchfett ansteigt. Zusätzlich wird auch von einer verbesserten Nährstoffaufnahme berichtet, was wiederum die Milchleistung positiv beeinflusst.

Lebendhefen machen vor allem dann Sinn, wenn im Pansen stärkere pH-Wert-Schwankungen vorhanden sind. Dies tritt zum Beispiel ein, wenn hohe Kraftfuttergaben (>10 kg) am Transponder oder händisch gefüttert werden beziehungsweise hohe Kraftfutterteilgaben (>2,5 kg) erfolgen. Weiters hat sich der Einsatz von Lebendhefen in sehr zuckerreichen Rationen (Weide, Heumilch) sowie bei häufigen Grundfutterwechseln bewährt.

Vorfermentierte Hefen werden durch ein spezielles Verfahren durch Lebendhefen gewonnen. Diese zeigen die stärkste Wirkung, wenn der Pansen-pH-Wert der Tiere relativ konstant ist. Dies ist zum Beispiel bei aufgewerteten sowie bei totalen Mischrationen der Fall.

Hefen jeglicher Art sollten über einen Zeitraum von fünf bis sieben Wochen gefüttert werden, um erste Unterschiede erkennen zu können. Bei der Auswahl des Produkts sollte der jeweilige Stamm mit der dazugehörigen Menge an KBE (koloniebildende Einheiten) beachtet werden.

Futterfett

Durch pansengeschütztes Futterfett kann die Energieversorgung mit Hilfe von kleinen Einsatzmengen verbessert werden. Geschützte Fette werden einerseits nach dem Herstellungsprozess sowie nach der zu verarbeiteten Fettquelle untergliedert. Beim Herstellungsprozess wird grundsätzlich zwischen fraktionierten Fetten und kalziumverseiften Fetten unterschieden. Fraktionierte Fette haben einen Fettgehalt von circa 99 Prozent, während kalziumverseifte Fette circa 85 Prozent Fett enthalten. Der verarbeitete Rohstoff hat einen Einfluss auf das Fettsäuremuster und somit auf die Wirkung des Produkts. Die C16:0-Fettsäure (Palmitinsäure) hat einen starken Einfluss auf den Milchfettgehalt und kann auch die Milchleistung steigern. Nachdem Palmfett in Österreich verboten wurde, ist dieses Produkt nicht mehr von Relevanz. Die C18:0-Fettsäure (Stearinsäure) zeigt einen positiven Effekt hinsichtlich Milchleistungssteigerung. Die C18:1 (Ölsäure) wirkt der Energieversorgung sowie der Körperfetteinschmelzung entgegen, zeigt jedoch keinen klaren Mehrwert bei Milchleistung oder Milchfett. Die Effekte beim Einsatz von Futterfetten sind binnen weniger Tage zu bemerken, jedoch werden nicht immer die sehr hohen Produktkosten gedeckt.

Phytogene Zusatzstoffe

Phytogene Zusatzstoffe sind Extrakte aus Kräutern und Pflanzen. Diese Zusatzstoffe wirken sich positiv auf den Verdauungstrakt, die Milchleistung, die Eutergesundheit sowie die Fruchtbarkeit aus. Speziell bei phytogenen Zusatzstoffen ist die Produktpalette sehr groß. Diese Produkte machen speziell dann Sinn, wenn der Pansen aufgrund suboptimaler Umstände belastet wird. Dies kann zum Beispiel bei Nachgärungen der Silage, erhöhten Rohaschegehalten oder Hitzestress der Fall sein. Zusätzlich können phytogene Zusatzstoffe eingemischt in einem Laktationsstarter die Tiere im Leistungspeak unterstützen. Sollte die Zellzahl aufgrund einer verminderten Grundfutterqualität erhöht gewesen sein, muss sich diese durch die Ergänzung von den angesprochenen Additiven binnen zwei bis drei Wochen reduzieren.

(Auszug aus dem Artikel „Zusatzstoffe – kostspielige Wundermittel oder ein Muss in jeder Ration?“ von Ing. Jonas Schiffer, unabhängiger Fütterungsberater; Tel. 0664 34 13 068 | www.isuba.at; Fleckvieh Austria Magazin 3/24)